Das eigene Solar-Kraftwerk am Balkon
Die nachhaltige und kostengünstige Energieerzeugung mittels Photovoltaik ist gerade in aller Munde. Mit einer Kleinst-Photovoltaik-Anlage ist es möglich, je nach Monat und Wetter einen Teil oder auch die gesamte Grundlast in einer Wohnung oder in einem Einfamilienhaus untertags zu erzeugen. Das Besondere dieser Anlagen ist, dass sie keine Genehmigung benötigen, sondern nur beim Netzbetreiber gemeldet werden müssen und auch von Laien einfach installiert werden können. Im Rahmen ihrer Eventreihe "DIY Energiewende" haben die Vereine Kooperative Nachhaltige Zukunft und Makerspace Amstetten am 12. Oktober zu einem Fachvortrag in der Makerspace-Werkstatt in Amstetten geladen, um die Möglichkeiten und Grenzen dieser Anlagen aufzuzeigen. Im Folgenden eine Zusammenfassung vom Vortrag, den Stefan Hinterdorfer, Solateur und Elektriker von www.elektro-h.at, gehalten hat.
Kleinst-Photovoltaik-Anlagen dürfen in Österreich eine maximale Leistung von höchstens 800 Watt Spitzenleistung ("Peak") haben.
Die Bestandteile einer solchen Anlage sind:
- Ein oder zwei Solarmodule: monokristallin ist Stand der Technik, 1 Modul hat eine Größe von ca. 175x105 cm, wiegt 22 kg und hat 290-400 Watt Leistung. Preis ca. 200-250 € pro Modul.
- Mikrowechselrichter: erlaubt sind in Österreich nur Geräte mit einem "TOR Erzeuger"-Zertifikat - eine Übersicht findet man immer aktuell in der Datenbank auf www.oesterreichsenergie.at. Preis ca. 200-250 €.
- Verkabelung: ca. 50 €
- Professioneller Netzanschluss durch einen Elektriker: ca. 150 € (ist rechtlich nicht gefordert, wird alleine aus versicherungstechnischen Gründen aber sehr empfohlen)
- Halterung: ca. 50-100 €
- Gesamt ca. 850-1050 € für eine 800 Watt-Anlage
Optimaler Ertrag bei einer Ausrichtung nach Süden mit einer Neigung von 30-40°. Um den Stromertrag über den Tag zu verlängern, kann ein Modul nach Osten und eines nach Westen ausgerichtet werden.
Mit einer 800 Watt-Anlage können 800 kWh pro Jahr produziert werden, die idealerweise zu 100% selbst verbraucht werden (es gibt keine Einspeisevergütung).
Bei einem Strompreis von z.B. 40 Cent pro kWh hat sich eine Anlage innerhalb von ca. 3 Jahren amortisiert.
Voraussetzung ist ein digitaler Stromzähler und ein Fehlerstromschutzschalter von Fi 30mA Typ A (in neueren Häusern und Wohnungen ist dieser meist schon verbaut) im Zählerkasten. Ein alter Zähler oder Fehlerstromschutzschalter müssen vom Netzbetreiber bzw. Elektriker getauscht werden.
Ein Anschluss mittels Schuko-Stecker direkt in eine Wandsteckdose (ohne Verlängerungskabeln oder Steckdosenleiste!) ist möglich - um das Gefährdungsrisiko zu senken, wird empfohlen, die Anlage direkt an das Stromnetz ohne Stecker anzuhängen.
Die Anlage muss beim jeweiligen Netzbetreiber online angemeldet werden. Wenn sich der Betreiber innerhalb von 2 Wochen nicht meldet, dann war die Anmeldung erfolgreich und sie kann ihn Betrieb genommen werden.
Baugenehmigung: Als Mieter sollte man unbedingt mit der Eigentümerin der Wohneinheit Rücksprache halten. Nach Ansicht von Wohnrechtsexperten verändert ein am Balkongeländer montiertes PV-Modul das Erscheinungsbild, wofür es aktuell die Zustimmung sämtlicher Eigentümer des Objektes benötigt. Falls diese Zustimmung nicht erteilt werden sollte, dann können die Module alternativ auf einem Möbelstück wie einem Hochbeet am Balkon montiert werden.
Wichtig ist, dass die Module gut und sicher fixiert werden, um Windlasten standzuhalten. Es gibt spezielle Halterungssysteme im Fachhandel, Bastler können sich aber auch eine eigene Lösung bauen.
Versicherungsschutz für die Anlage bei seinem Versicherer prüfen.
Aufnahme:
Teil 1: https://youtu.be/cZdENVlcZbs
Teil 2: https://youtu.be/228WioBk4BY
Stand 12. Oktober 2022 - Fehler und Irrtümer vorbehalten.